Freitag, 31. Oktober 2014

Time to say goodbye

Spielen und Toben mit den Kleinsten im Projekt - danach ging es 2 Stunden lang durch die Townships Khayelitsha, Nyanga und Samora - und dann zum Abschiedsessen mit Florian in Kapstadt-und Herr Möllers Verabschiedung








Abschiedsessen mit Victor

Auf zum Flughafen




    
Live-Übertragung von Herrn Möllers Verabschiedung         

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Aquila





Einr Fahrt durch die traumhafte Karoo


Heute fiel uns das frühe Aufstehen nicht schwer, denn heute sollte es auf Safari gehen!
Mit vollen Rucksäcken und einer großen Portion Vorfreude wurden die Minivans gesattelt, die Tour sollte immerhin zwei Tage dauern.
Das Grote-Mobil mit Kartenleserin Antonia fuhr wie immer vorneweg, das Matti-Mobil in blindem Gehorsam direkt hinterher. Trotz eines riesigen Umwegs kamen wir alle gegen Mittag am Ziel an, wo wir uns direkt auf das stärkende Mittagsbuffet stürzten.

Nach dem leckeren Essen wurde der Pool erkundet, bevor wir zu unseren Lodges geführt wurden.
Alle sieben Mädels sowie alle vier Jungs wurden jeweils in einer eigenen Wohnung untergebracht, wo (zumindest im Jungenhaus) kurzerhand die vier Einzelbetten zusammengerückt und das Obergeschoss zu einer Schlaflandschaft umgewandelt wurde. Dann ging auch schon los auf die erste Safari.
Guide Tim und sein Team
Wir fuhren mit einem offenen Jeep hinaus in die Karoo-Wüste und hofften, die sogenannten „Big Five" zu sehen, also Elefanten, Löwen, Leoparden, Nashörner und Wasserbüffel.
Zunächst entdeckten wir jedoch eine Gruppe von Springböcken, welche in Südafrika sehr häufig vorkommen und der hiesigen Rugby-Nationalmannschaft als Namensgeber dienen.
Einige wollten sich nicht fotografierenlassen
Direkt im Anschluss folgte schon das erste Highlight: Zebras! Wir kamen mit unserem Bus sehr nah an eine Horde heran und konnten sie aus geringer Entfernung anschauen. Dabei waren sich die meisten schnell einig, dass Zebras eigentlich die besseren Pferde sind.
Die beiden Wasserbüffel, die gefährlichsten Vertreter der "Big Five", wurden ihrem Ruf zum Glück nicht gerecht, denn sie lagen lieber faul im Schatten als sich in die brütende Mittagshitze hinaus zu wagen.


Ganz anders bei unserem nächsten Stop, den Elefanten. Die beiden Brüder waren sehr viel aktiver und präsentierten uns sogar eine Wasserschlacht vom Feinsten.

 Das Wasser spritzte, die Rüssel schwangen durch die Luft und im Jeep quiekten Jungs wie Mädels vor Entzückung. Gleichzeitig konnten wir sehr gut sehen, was für mächtige und anmutige Tiere Elefanten sind. 
Nach einer etwas längeren Fahrt, während der wir die ersten Eindrücke zu verarbeiten versuchten, entdeckten wir eine Gruppe von Nashörnern. Der (äußerst gut aussehende und überaus charmante) Ranger Tim erzählte uns, dass die Hörner sehr sehr viel wert seien und dass Wilderei daher noch immer ein großes Problem darstelle. Bei einem Marktwert von vier Millionen US-Dollar pro Horn würden hierfür sogar Hubschrauber eingesetzt, um die Tiere aufzuspüren, zu betäuben, das Horn abzusägen und sie anschließend schwer verletzt sich selbst und damit dem sicheren Tod zu überlassen.

Die drei Nashörner, denen wir zunächst begegneten, lagen ähnlich wie die Büffel faul und mit einer dicken Schicht Schlamm als Sonnenschutz bedeckt in der Sonne herum. Unsere Anwesenheit registrierten sie zwar mit einigen flinken Ohrenwacklern, schienen aber fest entschlossen, sich nicht von uns gestört zu fühlen. Ganz anders sahen dies ihre beiden Kumpels, einer davon mit einem riesigen Horn ausgestattet und durchaus gewillt, unserem Jeep eine amtliche Beule zu verpassen. Umso erleichterter waren alle, als wir uns mit einem flotten Schlenker aus dem "Gefahrenbereich" entfernten. Nur Norberts Sitznachbar hat wohl noch immer blaue Flecken am Unterarm, in den sich die groteschen Pranken während dieser Episode festgekrallt hatten.

Nach einem kurzen Abstecher bei den Straußen machten wir erst einmal eine Pause, in der wir mit verschiedenen Leckereien und Getränken von Tim überrascht wurden. Anschließend ging es weiter zu den Löwen, ein Highlight der Tour, auf das sich schon alle gefreut hatten. Glücklicherweise bekam wir alle sieben Löwen zu sehen. Sie machten zwar einen überaus entspannten Eindruck, an Spannung fehlte es jedoch aufgrund unserer Entfernung von nur ca. 10 Metern niemandem. Und Grotes Sitznachbar musste wieder richtig leiden!

Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft wurden wir von einigen Eland-Antilopen begleitet, die vor und neben unserem Wagen auf dem Weg trabten. So kamen wir friedlich, tief beeindruckt und mit tollen Fotos in der Dämmerung zurück zur Unterkunft, wo wir uns auf ein entspanntes Essen und einen ruhigen Abend freuten. Doch weit gefehlt: Rinderzunge zum Abendessen!
Einige Mutige nahmen die Herausforderung an, andere dagegen murmelten etwas von "sowieso mal weniger Fleisch essen" oder "sowieso nicht so viel Hunger haben". Insgesamt muss man jedoch sagen, dass alle, die es probiert haben, positiv überrascht waren, wie lecker das doch schmeckt, wenn man nicht zuviel darüber nachdenkt, woher es genau stammt.
Abends, als sich die letzten Wolken verzogen hatten und die Sterne zu sehen waren, gingen wir zu einem extra für uns entfachten Lagerfeuer. Einige unterhielten sich mit dem ansässigen Angestellten, der einiges über Tiere und Sternbilder zu berichten hatte, andere legten sich einfach in Decken eingewickelt unter den Sternenhimmel, bestaunten die wunderbare Weite des Himmels und lauschten bis tief in die Nacht den Fröschen, Grillen und den Schreien einiger Vögel und Hippos. So ging ein ganz wunderbarer Tag zu Ende, an den jeder von uns mit Sicherheit noch lange denken wird und der die Freude auf die zweite Safari noch deutlich steigen lässt!



Montag, 27. Oktober 2014

Mission accomplished

 Heute haben wir unseren letzten Arbeitstag in Vulamasango angetreten, um der Hege Hedge den Feinschliff zu verpassen und die letzten Arbeiten am Baumhaus zu verrichten. Das Kletternetz und die Rutsche mussten montiert werden, das Holz erhielt den zweiten Anstrich. Und auch die Reifenwand brachte uns Arbeiter ins Schwitzen. Aber nicht umsonst!

Der Jungle Gym war der Hit
Hier wird jeder runtergeschleust

 

ob er will oder nicht

 Spätestens als alle Kinder aus dem Projekt lachend und schreiend den Jungle Gym "überfluteten" und somit einweihten, hatten wir das Gefühl, dass sich die harte Arbeit mehr als gelohnt hat. Alle hatten ein überwältigendes Gefühl, es war ein großes Erfolgserlebnis. Das Ergebnis, dem wir seit Monaten entgegenfieberten, war endlich da. Durch unsere Arbeit können die Kinder, geschützt durch die riesige Hecke, ungehemmt spielen und den teilweise sehr traurigen Alltag hinter sich lassen und einfach mal Kind sein. 

Den Tag vollendete ein Tischtennisturnier und eine Trommlerrunde mit den Jugendlichen aus dem Projekt.

Laut und heftig

Beim Trommeln kam besonders Kian auf seine Kosten, der sich bei der Erkundung der Innenstadt Kapstadts auf dem Green Market  selbst eine Trommel, nämlich eine Djembe, gekauft hat. Mit wunden, geschwollenen Händen, neu gefundenen Rhythmen und dem Glücksgefühl, das vollendet zu haben, worauf wir schon so lange hinarbeiteten, sind wir dann nach Hause gefahren. 

Nach einer langen Partie Charade fielen wir freudig erregt mit dem Gedanken an die am nächsten Tag anstehende Safari ins Bett.








Arbeit beendet- Schuhe in den Müll!









Victor





Freunde
Während unserer Zeit im Projekt werden wir von Victor unterstützt, einem aus Zimbabwe stammenden Arbeiter. Victor ist arbeitslos wie jeder vierte Südafrikaner und verdient sein Geld meist als Aushilfskraft für körperliche Arbeiten. Um einen „Job“ zu bekommen, stellt er sich, zusammen mit ca. 100 anderen Arbeitern wie Maurern, Gärtnern und vielen mehr an eine bestimmte Straßenecke in Kapstadt und hofft auf eine Tages- oder Wochenarbeit. Über die gesamte Stadt verteilt findet man Dutzende dieser Ecken und Sammelstellen von Arbeitsuchenden. Mit solcher Arbeit verdient Victor zwischen 1.000 und 2.000 Rand pro Monat, was etwa 70 - 140 € entspricht. Florian hat die Absicht, ihn Anfang nächsten Jahres als dauerhaften Ersatz von Mekedi, einem Angestellten, der das Projekt für sein Studium verlassen möchte, einzustellen. Victor ist sehr diszipliniert und arbeitet fleißig. Leider verfügt er nur über ein sehendes Auge, da das linke bei einem nächtlichen Raubüberfall in Kapstadt, bei welchem ihm sein Geld und Handy gestohlen wurden, schwer von einem Messer beschädigt wurde. Viele Arbeitgeber schrecken aufgrund dieser Äußerlichkeit davor zurück, ihn einzustellen, da sie hinter der Verletzung eine einschlägige Geschichte vermuten. Darin sieht Florian einen weiteren Grund, ihn einzustellen.
Da Victor eine sehr positiv eingestellte und umgängliche Person ist, ist die Arbeit mit ihm für die gesamte Gruppe sehr angenehm und unterhaltsam. Mit seiner leicht fremden und sehr direkten Art sind alle Gespräche mit ihm sehr interessant.
Ehrenmitglied der HHH

Ich habe mich während der Arbeit schon sehr früh mit ihm angefreundet, da wir lange Zeit gemeinsam an der Hecke gearbeitet haben. Außerdem habe ich großes Interesse an seiner Lebensgeschichte. Seit dem zweiten Arbeitstag schmiere ich Lunchbrote für ihn, damit er nicht nur mit uns zusammen arbeitet, sondern auch mit uns gemeinsam Lunch einnimmt. Etwas verdattert saß Victor an diesem Tag mit an unserem Esstisch und bekam ein Peanut-Butter-Jam-Brötchen. Seitdem reden wir über die unterschiedlichsten Themen wie Musik oder die verschiedenen Landessprachen wie Zulu und Xhosa, aber hauptsächlich redet Victor von sich und seinem Leben.
So hat er erzählt, dass er in einem ähnlichen Projekt wie Vulamasango aufgewachsen ist und die Möglichkeit bekommen hat, in Zimbabwe zur Schule zu gehen, diese jedoch abgebrochen hat und mit 16 nach Südafrika gekommen ist, um nach Arbeit zu suchen.
Diese Gespräche haben mich dazu veranlasst, mit Florian über Victor zu reden, und ihm meinen persönlichen Wunsch zu unterbreiten, Victor eine Chance im Vulamasango-Projekt zu geben.

Daniel

Victor in seinem Element

Gedanken zur Apartheid

Ein Thema, mit dem man in Südafrika zwangsläufig in Berührung kommt, ist die Apartheid. Südafrika ist für die meisten von uns Semesterthema der Klasse 11 in Englisch gewesen, weswegen wir uns schon im Vorfeld viel mit der Problematik der Apartheid beschäftigt haben. Allerdings lag der Schwerpunkt dabei hauptsächlich darauf, wie es zur Apartheid kam, was währenddessen geschah und wie in Südafrika letzten Endes die Gleichstellung erreicht wurde. Außerdem wurde aufgearbeitet, wie die schwarze Bevölkerung nach den Wahlen mit den Weißen und der Vergangenheit Südafrikas umgin. Dabei ging es vor allem um die Truth and Reconciliation Commission. Viel weniger wurde darüber geredet, was nach 1994 geschah und wie es heute in Südafrika aussieht.

Ich persönlich finde, dass man die Auswirkungen der Apartheid in Südafrika immer noch stark zu spüren bekommt. Egal wohin man geht, sei es der Supermarkt, Restaurants oder andere Geschäfte, werden Weiße von Schwarzen bedient. Fährt man an Schulen vorbei, fällt auf, dass es dort entweder überwiegend weiße oder überwiegend schwarze Kinder gibt. Mir war schon bewusst, dass es innerhalb von 20 Jahren keinen kompletten Wandel innerhalb einer Gesellschaft geben kann, allerdings hätte ich nicht gedacht, wie drastisch in Südafrika immer noch getrennt wird.
Besonders erschreckend fand ich ein Gespräch mit Florian, der erzählt hat, dass die einzigen weißen Freunde, die ihn in seinem Projekt besucht haben, Deutsche sind. Viele seiner südafrikanischen weißen Freunde hingegen verurteilen ihn sogar für das, was er im Projekt leistet. Die meisten hat er verloren, als er eine Beziehung mit einer schwarzen Frau einging.
Auch was das Wohnen angeht, hat man den Eindruck, dass es kaum gemischte Wohngegenden gibt. Während es viele weiße Viertel gibt, die durch Schranken abgesperrt sind und sehr luxuriös sind, wohnt ein Großteil der schwarzen Bevölkerung in ärmlichen Hütten in Townships. Auf unserem Heimweg kommen wir manchmal an einem Township namens Khayelitsha vorbei. Egal wohin man dann schaut, sieht man Wellblechhütten, die sich über Tausende Quadratmeter erstrecken. Allein in Khayelitsha wohnen eine halbe Million Menschen. Das macht immerhin ein Sechstel der Bevölkerung Kapstadts aus.
Townships wie Khayelitsha sind direkte Auswirkungen der Apartheid, denn viele entstanden im Zuge des Group Areas Act von 1950, der Schwarzen verbot, in südafrikanischen Städten zu wohnen.
Gerhard, unser Führer vom Kaphalbinselausflug, hat uns erzählt, dass sich neue Townships deswegen so schnell bilden, da man Menschen, die sich eine Hütte gebaut haben, erst dann bewegen kann wehzuziehen, wenn man ihnen eine menschenwürdige Unterkunft, also ein Haus mit fließend Wasser und Strom zur Verfügung stellt.
Die Lebensbedingungen in Townships sind hart. Meist gibt es keine sanitären Anlagen, die Kriminalitätsrate ist hoch. Außerdem ist Südafrika trauriger Spitzenreiter in den Bereichen Mord durch Feuerwaffen, Totschlag, Vergewaltigung und Körperverletzung. Diese Bereitschaft zu Gewalt schreibt man vor allem den extremen sozialen Ungerechtigkeiten zu, die wiederum eine Folge der Apartheid sind. So werden Schwarze immer noch schlechter bezahlt als Weiße, in den Townships hat man nur schlecht Zugang zu Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
Während der Apartheid war es Schwarzen nicht erlaubt, gute Schulen zu besuchen. Dadurch ist die Analphabetenrate in der schwarzen Bevölkerung extrem hoch, wodurch es vielen Schwarzen immer noch schwerfällt, einen Job zu finden oder ihren Kindern bei Schularbeiten zu helfen.
Auch gibt es immer noch viele rassistische Weiße. So hat zum Beispiel der Farmer auf dem Nachbargrundstück von Vulamasango lange versucht, Florians Projekt zu verhindern, und ist damit sogar bis vor das Bundesgericht gezogen.
Auch wir als „Unbeteiligte“ spüren die Apartheid noch. Dadurch, dass wir weiß sind, haben wir das Gefühl, besonders nett zu den Schwarzen sein zu müssen, um etwas gut zu machen. Ist man zum Beispiel im Supermarkt und fragt nach etwas, versucht man um jeden Preis nett zu den Verkäufern zu sein, denn man hat Angst, dass die Verkäufer denken könnten, man würde sie herablassend behandeln, weil sie schwarz sind.
Wir sind viel mit dem Auto unterwegs. Dabei fällt einem auf, dass die meisten Autos, anders als in Deutschland, voll besetzt sind. Auf Pick-Ups werden auf die Ladefläche so viele Leute wie nur möglich gequetscht, überall stehen Menschen, die trampen wollen und auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen. Oft sieht man Trucks, die von einer Menschentraube angeschoben werden, die dann nach ein paar Metern aufspringt.
Man fühlt sich betroffen, denn egal wie schlecht es den Menschen hier geht, sie bringen einem immer Freundlichkeit entgegen. Man sieht den Leuten zwar an, dass sie kein einfaches Leben haben, ihre Kleidung ist abgetragen, ihre Gesichter sind meist faltig, vernarbt und dreckig, doch sie haben immer ein Lachen für einen übrig. Für einen kleinen Spaß ist immer genug Zeit und das Wenige, was die Menschen haben, teilen sie mit einem.

Auch wenn der Alltag hier von Schwierigkeiten geprägt ist, gehen die Menschen mit einer Gelassenheit und Lebensfreude an alles heran, beschweren sich nicht und machen das Beste aus dem, was sie haben. Davon sollten wir uns in Deutschland eine große Scheibe abschneiden.


Olga

Sonntag, 26. Oktober 2014

Kontraste in Südafrika


Heute war gewiss wieder einmal ein wunderschöner Tag: Whale watching in Hermanus und weiter zur Südspitze Afrikas.








Doch auf dem Rückweg haben wir ein Kontrasterlebnis. Wir fahren auf einer Bergstraße in Richtung Sonnenuntergang, bis sich auf einmal der Himmel am Horizont auf unnatürliche Weise erhellt. Wir steuern die Straße entlang Kapstadts größtem Township „Khayelitsha". Riesige Laternenmasten ragen in den Nachthimmel empor. Sie sollen Licht spenden und Sicherheit bringen. Und doch werden die winzigen Blechhütten von der Dunkelheit umhüllt. Unsere sonst so lustig aufgelegten Autos werden schlagartig von einer bedrückenden Stille eingenommen. Bis an den Horizont lassen sich kleine gelbe Farbtupfer erkennen und die traurige Gewissheit beschleicht einen, dass dieses Township sich kilometerweit hinzieht. Ungefähr 5 Minuten fahren wir erstaunt und nachdenklich an dieser traurigen Szenerie entlang. 5 Minuten, die einem klarmachen, wie dankbar wir doch über die Art von Leben sein müssen, die uns in Deutschland geschenkt wurde.

Lara

Samstag, 25. Oktober 2014

Hege Helping Hedge

Dieses Special hätte vermutlich schon ganz zu Beginn formuliert werden müssen, nun kommt es ganz im afrikanischen Sinne mit etwas Verspätung. Es dreht sich bei diesem kleinen Exkurs um unsere Hauptaufgabe bei Vulamasango: das Heckepflanzen - klingt zunächst ziemlich unspektakulär und öde. Genau deshalb sollte man noch einige erklärende Worte darüber verlieren.

Die Hecke steht

Wie sich der ein oder andere schon gedacht hat, stellen die mittlerweile 120 m Vegetation in erster Linie eine Schutzbarriere dar. Nicht weit entfernt von dem Projekt befindet sich ein Township, aus dem regelmäßig Menschen ausschwärmen und sich auf die Suche nach Verwertbarem begeben. Dabei sind die Objekte der Begierde meist Metalle jeglicher Art. Bis zu unserer Ankunft trennte diese Menschen nur ein Stacheldrahtzaun von dem Projektgelände, der gelegentlich durchdrungen wurde, sodass wichtige Werkzeuge, aber auch Kabel und Schrauben abhanden gerieten. Es war Florian daher ein großes Anliegen, das Gelände stärker zu schützen und potentiellen Einbrechern den Zutritt zu erschweren: Eine Hecke, die sowohl Sichtschutz bietet, als auch stachelige Dornen besitzt, musste her.
Nun sollte gleichzeitig aber auch die Ästhetik nicht auf der Strecke bleiben. Die Ansprüche an die Hecke stiegen: hoch, dicht, stachelig und schön. Vielleicht kann man sich allmählich vorstellen, dass all diese Bedingungen mit einer typischen Hecke, schlicht und grün, eben das, was man mit dem Begriff Hecke im ersten Moment assoziiert, nicht erfüllt werden können.
Letztlich fanden wir sechs unterschiedliche Pflanzenarten vor, die alle verschiedensten Zwecken nachkommen und im Zusammenspiel ziemlich imposant wirken (soweit eine frisch gepflanzte Hecke das kann).
Für alle Botaniker unter euch hier ein paar Details:
Die größte aller Pflanzen nennt sich "Coast Silver Oak", sprich ein Eichenbaum, der später emporragen und Schatten spenden wird. Einen solchen einzusetzen, kostet am meisten  Kraft - die erforderte Lochgrösse beträgt ca 1 m3 plus das zurecht sägen dreier Pfosten als Stabilisatoren der Wurzeln. (Die restliche Prozedur des Kompost-Untermischens, der doppelten Bewässerung und des Vermischens mit Dünger mal außen vor gelassen).
Der "Cat-thorn" ist, wie der Name vermuten lässt, der stacheligste aller Büsche und wird daher direkt an den Zaun gepflanzt. Vor ihm reihen sich noch "Elephants Food" und "Dune Aloe", die feuchtigkeitsspendend sind und schnieke aussehen. Besonders beliebt wegen ihrer Namen sind dann noch die "Num Nums" (klein und stachelig) sowie "Sour figs"(Bodendecker), die wir kurzer Hand in "Schwibbelschwabbel" umbenannt haben (Bei Fragen bezüglich der Umbenennung bitte an Lara wenden, ich kann bis heute keinen Bezug herstellen).
Alle sechs Pflanzenarten sind einheimisch und optimal an die harschen Bedingungen von sandigem Boden in Kombination mit viel Wind und viel Sonne angepasst.
Wir sind das allmählich auch - nach 2 Wochen Aufenthalt und stundenlangem Buddeln im Sand fühle ich mich nach der Arbeit oft selbst wie eingepflanzt und ungegossen: starr, dreckig und schlapp. Die Arbeit ist wirklich hart, das Grinsen auf den Bildern kann täuschen.
Ein begeisterter Aufschrei über die 360 m2, die wir nun geschafft haben, war aber heute noch drin - ein Meilenstein der Arbeit sozusagen.
Und auch Florian dürfte sich ziemlich über dieses Resultat freuen, da es für ihn wahnsinnig schwierig war, jemanden zu finden, der sich dieser Arbeit widmen wollte - Heckepflanzen bleibt nunmal unsexy.

Helena
Lara nutzt jede Chance, mit den Kindern zu spielen

Beim Baumhaus fehlt nur noch das Dach

Tobi und Moritz bauen die Slackline...
und probieren sie aus.